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Konsumgesellschaft

 

Ich bin in einer Generation und Gesellschaft gross geworden, in der man fast alles bekommen konnte und Wohlstand Alltag ist. Konsum ist das Mantra und darauf wurden wir getrimmt. Medien, Werbung, Schule - alles ist auf Konsum ausgerichtet und darauf schon die Kleinsten entsprechend zu manipulieren und zu konditionieren. - Heute noch! Da gibt es doch tatsächlich Youtube-Filme wo ein Mann / eine Frau gezeigt wird, wie er/sie ein Spielzeug auspackt, evt. zusammenbaut und wie man dann schlussendlich damit spielen soll. Ist das nicht total verrückt? Oder dann gibts Animations-Filme, die das Kind animieren sollen, wie man mit Lego oder Playmobil spielen kann. Wo sind all die unterstützenden und wohlwollenden Ideen um die Kreativität und die Phantasie des Kindes anzuregen und zu stärken??? Dazu braucht es weder mega krasse Spielsachen, noch Youtube Filme als Anleitung!!! 

 

 

Unterdessen bin ich an einem Punkt angelangt, wo mich genau dieses Denken und Handeln stresst und abstösst, befremdet und auch nervt. All die Lügen oder Halbwahrheiten, all die manipulativen Informationen in der Werbung, in Medienberichten und auf Verpackungen. Das Ziel scheint nicht mehr qualitativ hochstehende und nützliche Produkte herzustellen (unter ethischen, ökologischen und gesundheitsfördernden Grundsätzen), sondern nur noch andere Menschen auszunehmen, um den eigenen Reichtum zu vergrössern. Ihnen um jeden Preis irgend ein Produkt aufzuschwatzen, das sie gar nicht brauchen und das dann vor allem nicht den Versprechungen entspricht.

 

Ich habe zig Verkaufsschulungen und Ausbildungen besucht um irgendwelche Techniken zu lernen, wie man die Produkte an den Mann und die Frau bringen kann. Denn etwas haben die Händler und Schulungsanbieter, Werber und Consultingfirmen gecheckt - das Produkt kann man nicht neu erfinden und der Markt ist gesättigt. Also muss man an den Verkaufsargumenten und dem Service feilen, um „erfolgreich“ zu sein. Ich war eine sehr erfolgreiche Verkäuferin und exzellente Dienstleisterin und habe jahrelang voller Überzeugung im Handel gearbeitet und mich bis zur Ökonomin weitergebildet. Ich war gut darin Leuten ein Produkt so zu präsentieren, dass sie vollkommen überzeugt waren, genau dieses Produkt sei das Richtige für sie und sie hätten genau dieses Produkt schon lange gebraucht - und wenn sie es dann gekauft hatten liess ich sie im Glauben, sie hätten es zum bestmöglichen Preis erworben. So dass sie dann zufrieden und glücklich aus dem Geschäft marschiert sind und zu Hause voller Stolz erzählt haben, was sie heute Tolles erworben haben.

 

Wie lange hielt dieses Gefühl an? Eine Stunde? Einen Tag? Länger? 

 

Wenn man schon als Kind dazu getrimmt wird, ein Glücksgefühl zu entwickeln wenn man sich etwas Schönes kauft, dann nützt dies natürlich der Konsumgesellschaft und allen Herstellern der Produkte und den Zwischenhändlern, jedoch nicht unbedingt seinem eigenen Wohlsein. Denn das Glücksgefühl bekommt dadurch eine total falsche Würze, es wird fahl und fad und sehr bald hält es nur noch kurz an. Kaum hat man etwas Neues gekauft, schon braucht es das nächste Neue um dieses Glücksgefühl zu spüren. Und weil es dann so rasch wieder vergeht, muss man sich immer wieder etwas Schönes kaufen um dieses Gefühl zu spüren. So kommt man in den Strudel der Kaufsucht… und das bereits in einem sehr zarten Alter. 

 

Aber das scheint unser heutiges Zeitalter zu sein. Das ist nur noch schwer wegzukriegen und braucht womöglich eine oder gar mehrere Generationen. Können wir nur hoffen, dass unterdessen keine Katastrophe wie ein Krieg ausbricht und wir wieder Hunger leiden müssen...

 

Unser aktuelles Konsumverhalten führt noch zu anderen Problemen, wie z.B. Abfallberge, Wegwerfgesellschaft, das Ausbeuten von Arbeiterinnen und Arbeitern -um nur einige zu nennen.

 

Kürzlich war ich in einer bekannten und renommierten Kleiderkette für meinen Sohn Shirts einkaufen, weil ihm über Nacht nichts mehr gepasst hat. Ein Shirt mit Druck oder Paillettenapplikation kostete zwischen CHF 7.00 und 12.00. sofort habe ich mich gefragt, was wohl die Person am anderen Ende der Kette - nämlich die Näherin oder der Baumwollbauer - an diesem Shirt verdient? Auch Kinderuhren gabs da für CHF 5.00 - wie die wohl produziert werden???

 

 

Eine Woche zuvor habe ich in einem bekannten Klatsch und Tratsch Heft einen spannenden Artikel einer Näherin aus Bangladesch gelesen, die sich einsetzt für Näherinnen und dafür dass sie nicht nur fair bezahlt werden, sondern auch dafür, dass ihre Arbeitsplätze sicher sind und dass die Frauen nicht mehr sexuell belästigt oder missbraucht werden. Durch diesen Artikel bin ich auf den Verein FEMNET aufmerksam geworden, den ich nun aktiv unterstützen möchte. Ich bin noch in Abklärung wie und in welchem Umfang dies möglich sein wird, aber ich habe mich bereits entschieden einen Teil meines Gewinnes aus den Verkäufen an den Märkten zu spenden.

 

Wer mehr über Näherinnen in Bangladesch und die dortigen Verhältnisse sowie Aktivitäten der Gewerkschaften lesen möchte findet hier spannende Artikel online:

 


http://m.spiegel.de/karriere/arbeiterinnen-in-bangladesch-giz-unterstuetzt-naeherinnen-a-874133.html

 

https://www.welt.de/wirtschaft/article125663716/Bangladesch-ist-zur-Naeherin-der-Welt-geworden.html

 


https://www.welt.de/wirtschaft/article117082646/Diese-Naeherinnen-produzieren-Ihr-Zehn-Euro-T-Shirt.html

 

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Yvonne Hiltebrand

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